Vredener Zustellhelden

Von Anna-Lena Haget

Vreden. Sie springen ein, wenn Not am Mann ist und sind immer da, um „das Beste am Guten Morgen“ zu retten: Die Hauptzusteller von Lensing Logistik. Thorsten Böcker (44), Andrea Kemper (57) und Manuela Dörken (49) betreuen die Bezirke in und um Vreden. Die Lebensgeschichten der drei sind ganz unterschiedlich, aber eines haben sie gemeinsam: Sie mögen ihren herausfordernden Job, trotz allem. Doch was tut so ein Sonderbote eigentlich genau? „Wir machen die Urlaubs- und die Krankheitsvertretungen“, erklärt Andrea Kemper. Und Thorsten Böcker setzt hinzu: „Und die Notvertretung, wenn mal ein Stammbote kurzfristig ausfällt. Wir sind sozusagen die Feuerwehr“, bringt er den Beruf auf den Punkt. Die Besonderheit am Status „Sonderbote“ sind die täglichen Aufgaben und Herausforderungen durch sogenannte SOS-Einsätze, für die das „Vredener Dreigestirn“ jederzeit parat steht. Damit auch die Stammzusteller beruhigt ihren Urlaub antreten können, plant Teamleiterin Mechthild Lansing im Vorfeld die Einsätze der Sonderboten. „Da die drei Hauptzusteller glücklicherweise jeden Bezirk in Vreden wie ihre Westentasche kennen, gibt es bei längerfristig geplanten Urlauben eigentlich keine Probleme. Die sind gut vorbereitet. Sollte dann aber kurzfristig eine Krankmeldung dazukommen – schlimmstenfalls in der Nacht-, ist Flexibilität gefragt“, weiß die erfahrene Teamleiterin. Bezirke müssen eventuell getauscht, Listen neu ausgedruckt und an den jeweiligen Hauptzusteller ausgehändigt werden. Wird eine Krankmeldung kurzfristig über Tag eingereicht, muss geschaut werden, welcher der Hauptzusteller noch Luft hat und ob Bezirke getauscht werden können. Ab 17 Uhr ist dann der Notruf zuständig. Dieser verständigt den Teamleiter oder direkt einen der Hauptzusteller. Hier zeigt sich, wie gut das Vredener Dreiergespann zusammenarbeitet: Kemper, Dörken und Böcker sprechen sich untereinander ab und drucken sich über das Zustellerportal die jeweilige Aboliste aus. „Wenn es zu viel wird, muss überlegt werden, ob ein anderer Zusteller eventuell seinen Urlaub abbricht. Das kommt Gott sei Dank nicht so häufig vor! Aber leider kann man kurzfristige Ausfälle nicht vorher planen“, erklärt Mechthild Lansing.

Zurück in Vreden: Andrea Kemper und Thorsten Böcker kümmern sich hauptsächlich um die Bezirke im Stadtgebiet. Manuela Dörken zeigt hingegen meist in den Außenbezirken, was sie kann. Ihre Mutter und ihr Onkel haben lange Jahre die Münsterland Zeitung ausgetragen. Dabei hatte sie selbst mit der Zeitungszustellung eigentlich am Anfang überhaupt nichts zu tun. „2013 habe ich bei  Brief und Mehr Westmünsterland angefangen“, sagt sie. Erst 2016 seien Zeitungen hinzugekommen, als die LWP den Betrieb übernahm. Bei der Hybridzustellung bekommen die Zusteller neben den auszuliefernden Zeitungen auch ein bestimmtes Kontingent an Briefen für Teile ihres Bezirks mit auf den Weg. Für die 49-Jährige war die Hybridzustellung zunächst ungewohnt, aber: „Runterstufen wollte ich nicht, ich war ja in Teilzeit. Und da war ich auf einmal Springer. Ist ja Arbeit genug da“, erklärt sie mit einem Lächeln. „Als Sonderboten müssen wir uns jedes Mal wieder einarbeiten“, gibt die gelernte Konditorin zu. Mit einer Fläche von rund 136 Quadratkilometern, fünf Bauerschaften und fünf Kirchdörfern zusätzlich zum Stadtgebiet haben die drei jeden Morgen aufs Neue eine große Aufgabe vor der Brust. Pro Tour sind sie oft über drei Stunden unterwegs, und das bei Wind und Wetter. Andrea Kemper sieht aber auch klare Vorteile in der Arbeit, die sie nun mit Unterbrechungen seit 20 Jahren macht. „Das Schöne ist, du musst zwar früh raus, aber du hast dann halt den ganzen Tag für dich. Ich habe das mal drei Monate ausprobiert an der Fleischtheke in einem Supermarkt, aber das war nichts für mich“, erklärt die gelernte Verkäuferin. Manuela Dörken mag den Abwechslungsreichtum ihrer Tätigkeit. So lernen die „Vredener Logistikhelden“ immer mal wieder neue Bezirke kennen. „Als ich mal drei Wochen im selben Bezirk ausgetragen hatte, war mir schon wieder langweilig“, erklärt sie. Sein eigener Herr zu sein, ohne einen direkten Vorgesetzten, das macht auch für Thorsten Böcker den Reiz des Berufs als Sonderbote aus. Damit einher geht aber auch eine große Verantwortung. Die Vredener „Eingreiftruppe“ könnte einen neuen Kollegen gut gebrauchen. Grundvoraussetzung sei ein guter Orientierungssinn, gute Merkfähigkeit, körperliche Fitness, der Wille, sechs Tage pro Woche zu arbeiten, und man dürfe auch keine Angst vor dem Wetter haben, sagen die erfahrenen Hauptzusteller. „Ich habe schon alle Arten von Regentropfen gesehen“, so Thorsten Böcker, der fest entschlossen ist, noch lange weiterzumachen, denn: „Das hält fit. Ein Fitnessstudio brauchen wir alle nicht“, ergänzt er lächelnd und wünscht sich vor allem eins: „Dass jeder Haushalt eine beleuchtete Hausnummer und einen gescheiten Briefkasten hätte. Das wäre schön!“ Stammboten, die Interesse an einer Tätigkeit in der Hauptzustellung haben, können sich bei ihren zuständigen Teamleitern melden.

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