Dortmunder Zeitungsbote in der Ausgangssperre: „Die Straßen gehören mir“

Von Oliver Volmerich

Peter Räther ist bei Wind und Wetter nachts unterwegs. Und auch die seit dem 24. April geltende Ausgangssperre im Corona-Lockdown kann ihn nicht stoppen. Als einer von 480 Zeitungszustellern von Lensing Logistik ist er nachts beruflich und damit mit Ausnahmegenehmigung unterwegs – und erlebt eine gespenstisch wirkende Stadt.

Klar, einsam ist der Job immer, wenn man nachts als Zeitungsbote unterwegs ist. Gegen 1.30 Uhr bricht Peter Räther in der Regel zu seiner Tour auf, bis 5.30 Uhr sollen alle Zeitungen an die Abonnenten verteilt sein.

Ganz allein ist der 59-Jährige dabei allerdings fast nie. In seinem Bezirk, zu dem die City und andere Teile der Innenstadt gehören, trifft er vor allem zwischen Brückstraßen-Viertel und Dortmunder U fast immer auf Nachtschwärmer. Seit dem vergangenen Wochenende ist das anders.

„Die Straßen gehören jetzt mir“, berichtet Räther. „Nur ab und zu sieht man Jemanden herumlaufen. Auf den Straßen sind nur Autos von Polizei und EDG oder Taxis unterwegs.“ Und Räther selbst.

Angehalten wurde er auf seiner nächtlichen Tour in den ersten Nächten nicht. Ein paar Mal sei er von einer Polizeistreife gesichtet und beobachtet worden, stellt er fest. „Aber wenn die meinen Zeitungsstapel sehen, lassen sie mich in Ruhe.“ Erst in der Nacht zu Mittwoch wurde er erstmals von einer Polizeistreife kontrolliert und konnte sich als „Nachtarbeiter“ ausweisen. „In dieser Nacht war deutlich mehr Polizei unterwegs“, berichtet Räther. Bis zu 400 Zeitungen trägt er Nacht für Nacht aus. Und das geht jetzt womöglich etwas schneller.

Dortmunds Ordnungsdezernent Norbert Dahmen hatte nach dem ersten Wochenende mit Ausgangssperre von ruhigen Nächten berichtet. Das heißt, dass sich die Dortmunder bis auf wenige Ausnahmen an die Beschränkungen halten und zuhause bleiben. Was besonders positiv wirkt: Auch die nächtliche Raser-Szene ist stillgelegt. Die Kontrollen von Polizei und Ordnungsamt am Wall haben sich vorerst erübrigt. Das freut auch Peter Räther: „Da habe ich nachts schon mal eine Viertelstunde im Stau gestanden“, erinnert er sich. Zum Ende seiner Tour kehrt aber langsam wieder Leben auf die Straßen zurück. „Nach 5 Uhr fängt der Verkehr gleich wieder an“, berichtet Peter Räther. Dann ist die Ausgangssperre beendet und die ersten Frühaufsteher sind auf dem Weg zur Arbeit.

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