Frau Germek, erstmal Glückwunsch zu ihrem 40. Jubiläum. Wie kam es dazu, dass Sie bei LensingLogistik angefangen haben?
Sigrid Germek: Das ist eigentlich eine komische Geschichte. Eine Zustellerin hat damals meinen Mann angesprochen und erzählt, dass sie ihren Arm gebrochen hätte und nun Ersatz bräuchte. Da bin ich dann 1978 für ein paar Wochen als Aushilfe eingesprungen.
Wie bleibt man so lange bei der Stange?
Das frag‘ ich mich auch manchmal. Zumal ich erstmal wieder hingeschmissen hatte, ich hatte so die Schnauze voll, das war gar nicht mein Ding. Aber dann hat mich damals Heinrich Schulte (damaliger Depotleiter) angesprochen, dass er einen Bezirk für mich hätte. Nach langem überlegen hab ich den dann übernommen und habe aber wieder gekündigt, als ich schwanger wurde. Ich hatte ab da schließlich zwei kleine Kinder zuhause. Auf einer Versammlung wurde ich dann nochmal überredet und ab dem 1. März 1979 hab ich einen Festvertrag.
Wie haben Sie das denn dann damals mit zwei kleinen Kindern geregelt?
Also morgens war dann ja mein Mann da und wenn der zur Arbeit musste, war ich wieder da. Die Kinder sind quasi mit dem Zustellen groß geworden, der ältere war ja damals auch erst drei Jahre alt.
Aber es gab in den letzten 40 Jahren doch bestimmt eine Menge Veränderungen.
Oh ja, da hat sich eine Menge verändert. Früher haben wir noch kassiert. Da sind wir tagsüber von Kunden zu Kunden gefahren und jeder hat eine Quittung bekommen. Und ich hatte damals einen schwierigen Bezirk, wo keiner Geld hatte aber jeder eine Zeitung. Da bin ich teilweise drei bis vier Mal hingefahren bis ich das Geld hatte. Außerdem bin ich damals noch mit dem Fahrrad den Bezirk abgefahren. Inzwischen hab ich aber einen großen Außenbezirk, den ich nur noch mit dem Auto abfahren kann. Ich fahre jede Nacht so 50 Kilometer.
Die Strecke ist allerhand! Wären Sie da nicht lieber für einen kleineren Bezirk zuständig?
Nein, auch wenn ich schon so einige Autos verschlissen habe. Ich fahre lieber in meine Außenbezirke, denn ich bin ein Naturmensch und freue mich bei meiner Arbeit Rehe und Füchse zu sehen.
Was erlebt man denn so als Zustellerin?
Ganz schön viel. Einmal hab ich jemanden beobachtet, der in einen Kiosk einbrechen wollte. Da hatte ich ganz schön Angst. Aber er hat mich dann auch bemerkt und ist geflüchtet. Und einmal hielt plötzlich jemand neben mir an und fragte, ob er mir eine Zeitung abkaufen könnte. Da sagte ich ihm, dass ich ihm wohl eine schenken könnte. Plötzlich hielt er mir Geld hin und fragte, ob ich dann wohl auch mehr machen würde. Und einmal war nachts so ein Nebel und ich merkte, dass mir jemand folgte. Dann bin ich mit meinem Fahrrad so schnell wie möglich gefahren. Als ich mich dann versteckt hatte, stand plötzlich ein Pferd vor mir. Das war scheinbar nur angebunden gewesen und mir dann hinterhergerannt. Ich hab mich nicht getraut, mich umzudrehen.
Quelle: Der Bringer, März 2019
Text: LensingLogistik