Josef Benölken – Zeitungszusteller aus Leidenschaft

Von Anna-Lena Haget

Wessum. Josef Benölken ist Zeitungszusteller aus Leidenschaft. In seinem Heimatort Wessum im westlichen Münsterland ist er fest verwurzelt. „Ich bin Poahlbörger, wie sich das nennt“, sagt der 69-Jährige mit Überzeugung. Ehrensache, dass der Wessumer die örtlichen Bezirke so gut kennt wie seine Westentasche. Vor rund eineinhalb Jahren hat ihn die cyanblaue Leidenschaft wieder gepackt, nachdem er und Ehefrau Rita bereits in den 2000er-Jahren eine Zeit lang die Münsterland Zeitung ausgetragen hatten. Damals stand Benölken aber noch voll im Berufsleben, war 46 Jahre lang Maschinenführer bei einer Ahauser Firma. „Wir haben aufgehört, weil ich dann in die Nachtschicht kam“, räumt er ein. Danach war es ihm nicht mehr möglich, weiter als Bote zu arbeiten. Inzwischen genießt er jedoch seinen Ruhestand, der, wie er selber sagt, auf keinen Fall zu ruhig werden soll. „Ich wollte eine Aufgabe haben und beim Zeitungaustragen muss man sich bewegen. Das hält fit und hinterher ist man dann froh, dass man die Runde gedreht hat“, so Josef Benölken, der jeden Morgen bei Wind und Wetter rund 85 Zeitungen an die Kunden der Münsterland Zeitung liefert. Morgens nach dem Aufstehen wirft der Wessumer als Erstes einen Blick auf sein Handy. Dort kann er nachverfolgen, wann der Lieferwagen mit der papiernen Fracht in Dülmen losfährt und auch, wie das Wetter wird.  „Man hat ja Vorgaben, dass man bis halb sechs die Zeitung verteilt haben muss. Es kommt aber selten vor, dass ich nach fünf Uhr noch unterwegs bin“, versichert der passionierte Zeitungsbote. Wenn es die Wochenpost oder Briefe zu verteilen gibt, macht er die Runde noch einmal – stets unterstützt von seiner Frau Rita. „Das Postverteilen mache ich nicht mit der Zeitung, das mache ich nachher. Da treffe ich ja viel mehr Leute, mit denen ich ein Pläuschchen halten kann“, sagt der Rentner augenzwinkernd. In Wessum ist er halt bekannt wie ein bunter Hund, wie er von sich selber sagt. Das frühe Aufstehen, an sechs Tagen in der Woche nachts um 2 Uhr, macht ihm nicht viel aus, wie er versichert. „Wenn man einmal wach ist, dann geht das. Ich bin manchmal sogar früher als die Bäcker“, sagt der zweifache Vater mit einem Lächeln. Ganz früher, so gibt er zu, habe er den Job auch aus finanziellen Gründen gemacht, um seine Kinder im Studium zu unterstützen. Jetzt stehen die beiden längst im Berufsleben und das Austragen von Zeitungen ist für den 69-Jährigen zu einer Art bezahltem Hobby geworden. Selbstverständlich gehört auch ein Blick in die Münsterland Zeitung für ihn fest zum Tagesrhythmus dazu. Und was ist sein Lieblingsteil? „Der Sport. Und für meine Frau die Todesanzeigen“, sagt er lachend. Was ein angehender Zeitungsausträger für den Job mitbringen muss, weiß er genau: „Man muss beweglich sein, gut auf den Füßen und gewissenhaft. Es geht ja darum, dass man die Aufgabe möglichst gut erfüllt“. Dazu gehört für ihn auch, flexibel auf Veränderungen zu reagieren und selbstständig mitzudenken. „Es kommt auch mal vor, dass Zeitungen geklaut werden“, erklärt Josef Benölken. Wenn er davon erfahre, stecke er die Zeitungen lieber in den Postkasten als beispielsweise in ein Zeitungsrohr. Außerdem hat er mit der Zeit einige zeitsparende Tricks entwickelt, die er gerne verrät: „Ich lege mir die Anzahl Zeitungen, die ich in einer Straße verteile, schon vorher bereit. Wenn ich damit dann nicht auskomme, weiß ich: Da stimmt was nicht“. Veränderungen in seinem Arbeitsalltag wie wechselnde An- und Abbestellungen nimmt er leicht. „Es ist ja immer alles beschriftet“, sagt der Zeitungszusteller. So könne er gar nicht durcheinander kommen mit dem Lieferrhythmus. Kleinere Störungen gibt es bei ihm, wenn überhaupt, höchstens am Samstagmorgen in aller Herrgottsfrühe. „Man wundert sich, wie viele Leute da schon auf der Straße sind und wie viele Lichter brennen. Wenn die letzten Betrunkenen nach Hause gehen und schon nicht mehr richtig laufen können, sprechen die mich schon mal an, ob ich sie nicht mitnehmen kann“, erzählt der Wessumer. Ausgeliefert werden bei dem pflichtbewussten Boten aber nur Zeitungen und Briefe, wie er versichert. Ein Highlight im Jahr sind für ihn immer wieder die Weihnachtsfeiern, wo er und seine Frau Rita beim gemütlichen Frühstück mit Kollegen aus dem gesamten Verbreitungsgebiet der Münsterland Zeitung zusammenkommen und sich über die Arbeit austauschen. Dazu wird er noch viele Male Gelegenheit haben, denn bei einem ist er sich sicher: „Ich will das so lange machen, wie ich noch kann.“

Das könnte Sie auch interessieren

Beitrag teilen